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Thema: [Apocalypse - "Wir, die wir leben" - ein Bunker am Rhein]

  1. #31
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    The Sand of Time

    Sand türmt sich vor den Toren des Bunkers am Rhein. Der Wind aus dem Osten trägt Staubwolken aus aschegrauem Sand heran und täglich sind Trupps im Einsatz, die versuchen die Bunkertore frei zu halten. Wenn der Wind extrem scharf weht, fühlt es sich auf der Haut an wie Schmirgelpapier. Atmen ist dann nur noch durch ein Tuch möglich und das Sehen nur durch feste Brillen, die vollständig die Augen schützen.
    Sand dringt überall hin. Teilweise bis in die tiefsten Stollen. In den Hydrokulturen wird damit schon experimentiert. Dekontaminierte Erde ist schwer herzustellen. Seit neuestem wird fruchtbarem Boden ein Drittel Sand zugemischt. Dieser enthält viele Mineralien, die Pflanzen benötigen, aber wenig Feuchtigkeit und vor allem kaum Bakterien, die es im Erdreich nun einmal braucht, um Pflanzen zu züchten.
    Doch Bakterien sind zuverlässig. Sie breiten sich aus. Der Wasserbedarf steigt etwas, doch durch den zusätzlichen Sand von außen, kann die Produktion von Ackerboden deutlich gesteigert werden. Aus den Hydroponik-Clans wurde schon der Vorschlag erhoben, die Experimente auszuweiten und einen Schwerpunkt darauf zu setzen. Zumal die abgeschlossene Hydroponik im Bunker gleichzeitig als Testlauf genutzt werden kann, um den sandigen Wüstenboden an der Oberfläche wieder zu rekultivieren.
    Die Produktions-Clans arbeiten ebenfalls mit dem Sand. Sie haben sich auf die alte Kunst der Glasherstellung konzentriert. Ein Rohstoff, der im Bunker lange Zeit fehlte. Auch wenn es unter der Erde immer Material gab - aus Mutterboden kann kein Glas hergestellt werden. Schiefer oder Granit zu zerkleinern war kaum möglich. Jetzt, mit neuem Sand, können defekte Monitore repariert werden. Den Labors können endlich wieder Glasröhren und Kolben zur Verfügung gestellt werden. Trinkgefäße, Schmuck, Linsen (für die Sandschutzbrillen), Fenstergläser, Flaschen - all das kann wieder hergestellt werden und zwar in großer Menge. Zwar mögen die ersten gefertigten Trinkgläser noch plump wirken, doch kommt die Eleganz und die Routine nach und nach zurück. Auch hier wird laut über einen Schwerpunkt nachgedacht. Ferngläser, Überwachungskameras und Schutzbrillen sind für die Sicherheit des Bunkers unerlässlich und brauchen nicht mehr teuer importiert werden. Fensterscheiben an den Buggys können ausgetauscht werden, wenn sie beschädigt sind. Und Glasscheiben zu produzieren, könnte der erste Schritt werden, um neue Fahrzeuge auszurüsten, die auch in einem Sandsturm noch einsatzbereit sind.
    Die Welt außerhalb des Bunkers mag karg und gefährlich sein, doch für den erfindungsreichen Geist, ist sie voller Möglichkeiten.

  2. #32
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Schade, dass hier wirklich Schluss ist.
    Waren viele Gedanken, die ich hier eingebracht habe.

  3. #33
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    "Es kann nicht zu Ende sein." - Religion im Untergrund

    Wie hält sich Glauben, wenn die Gläubigen nicht nur ein Unglück, einen Krieg, sondern die wahre Apokalypse erleben müssen? Welche Religion kann erklären, wie eine Katastrophe wie ein weltweiter atomarer Schlagabtausch der Wille eines höheren Wesens sein kann?
    Wir kennen viele Beispiele: Noah und die Sintflut, die Plagen in Ägypten, Sodom und Gomorrah - sogar das Armageddon sind überliefert worden. Doch danach enden die heiligen Texte meist. Alle gute Menschen sollen dann ihren rechtmäßigen Platz an der Seite ihres oder wahlweise ihrer Götter eingenommen haben und es sollen Jungfrauen, Manna oder Kelche mit Wein aus den Schädeln der erschlagenen Feinde bereit stehen. Man denke nur daran, wie viele Jungfrauen wohl mit Spül- und Schankarbeiten beschäftigt wären, wenn sie die Schädel der durch einen Atomkrieg erschlagenenen Feinde regelmäßig befüllen und wieder sauber machen müssten. Und würden sie das als Paradies ansehen?
    Wenn denn die guten Menschen in ihren ewigen Jagdgründen schweifen dürfen, wo sind dann die Seelen gelandet, die sich im Bunker an ihr Überleben klammern und alles verloren haben, was sie je hatten? Die Enge, die Entbehrung, die Angst, Hunger, Leid und der gewaltige Schock - das konnte nicht der Himmel sein.
    Ist die Post-Apokalypse also die Hölle?
    Soll der Teufel nicht darüber geklagt haben, dass nicht die Folter und die Höllenqualen das schlimmste an der ewigen Verdammnis sind, sondern dass man so fern von Gott ist, dass man seine Gegenwart nicht mehr spüren kann?
    Alles in diesem Bunker ist künstlich. Licht, Wasser, Erde, Nahrung. Nichts wird von klarer Luft oder Sonnenschein berührt. Tausend Meter und mehr ist die Teufe in den Boden geschlagen worden. Stahltüren verschließen den Weg nach draußen, zu einem Paradies, das von Flammenschwertern aus nuklearem Feuer für die Menschen geschlossen wurde.
    Es gibt nur wenige Heilige und Predigten, die nach der Apokalypse im Bunker am Rhein ebenso lange überlebt haben, wie die Nachfahren der Kriegsgeneration. Mehrheitlich katholisch geprägte Rheinländer trafen auf ebenfalls katholische Nachfahren von polnischen und italienischen Migranten. Dazu starke Einflüsse des muslimischen Glaubens, der dazu neigt, den Weg des Menschen schon vorgezeichnet zu sehen. Dies führte zu einer Glaubensform, in der Schicksal und Prüfung in den Mittelpunkt gerückt wurden. So ist der höchste Schutzpatron des Bunkers Hiob, der die Qualen überstand, die ihm zuteil wurden und nicht vom Glauben abfiel.
    Wie Hiob selsbt, betonten auch die geistlichen Vertreter unter der Bunkerbevölkerung, dass die Bewohner selbst ohne eigene Schuld in eine Lage versetzt wurden, die sie straft. Das Überleben, die Schuldgefühle und die Angst sahen sie als eine Art von Vor-Fegefeuer an, dass die Sünden bereits zu Lebzeiten tilgte und als Bewährungsprobe für die Lebenden.
    Die Frage der Bewährung, der Prüfung, wurde ein zentrales Element der Bunkermoral. Selbst wenn das Schicksal bereits gezeichnet war, selbst wenn man ohne eigenes Zutun Leid etragen musste, wie ging man damit um? Man musste einfach das Beste aus der eigenen Lage machen.
    Da zu diesem Leid auch die eigene Gefangenschaft unter der Erde gehörte, hielt sich auch die Schutzpatronin der Bergleute, die Heilige Barbara im Kanon des Bunkers. Sie ist Nothelferin und die Heilige vieler Handwerkskünste, die für das Überleben im Bunker elementar waren. So treten Hiob und Barbara oft in vielen Gebeten gemeinsam auf. Hiob als Vorbild, um dessen Kraft gebeten wird. Barabara als Helferin, wenn die eigenen Kräfte nicht reichen.

  4. #34
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Mir liegt echt noch was an diesem Szenario. Also werde ich mal weiter texten.

  5. #35
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Also, das Szenario sieht so aus:

    Rund um den Bunker ist nicht nur verwüstetes Gelände, sondern echte Wüste. Sand, Dünen, ab und an ein Krüppelbusch. Im Südosten liegt die Metropolis, eine durch hohe Mauern und viele Waffen geschützte Siedlung. Dort herrscht eine privilegierte Oberklasse über die unteren Schichten durch den Einsatz von Gewalt und Strafen. Es gibt Prostitution und Sklaverei - ebenso wie halbwegs moderne Technik.

    Meine ersten Späher haben Ausrüstung gekauft, damit wir unsere inzwischen defekte und mehrfach gelickte Hardware etwas ersetzen können.

    Hier noch mal meine Zeichnung von damals:
    Bild

  6. #36
    Danke für den Kommentar.
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    Vieleicht macht Papa hier auch mal weiter…:hoff:
    Ich bin keine Signatur, ich fälsche nur die Geldscheine.

  7. #37
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Selbst wenn nicht, ich will meine Story hier weiter erzählen.

  8. #38
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Wie auf der Skizze zu sehen ist, gibt es viiiel Gelb. Also Sand. Wir befinden uns am inzwischen nicht mehr ganz so schönen Niederrhein. Das ist rund 51° nördliche Breite, die so genannte kühlgemäßigte Klimazone. Gut 15° maximale Durchschnittstemperatur. 40° nördliche Breite und Aufwärts. Wüste gibt es, Grundschulwissen, in Afrika. Die Sahara zum Beispiel. Ich suche mir also eine Stadt, die irgendwo da in der Nähe liegt und finde Timbuktu. Es gibt einen schönen Witz dazu und ein paar unserer Soldaten sind da in der Nähe gerade stationiert. Durschnittstemperatur 36,5 °Celsius. Timbuktu liegt mitten drin in der Sahara und auf rund 17° nördlicher Breite. Wie also hat der Atomkrieg es geschafft, Wüstenklima um 30 Breitengrade nach Norden zu bringen. Um das mal zu beschreiben. Zwischen Hamburg und Rom liegen gut 11,5 Grad nördlicher Breite. Das ist gerade mal ein Drittel.

    Was passiert bei so einem Atomkrieg? Pilzzüchter-Weltkongress, natürlich. Jetzt könnte man sagen, überall Explosionen, es wird verdammt heiß, überall Feuer. Vielleicht verdampft auch eine Menge Wasser und ist dann nicht mehr in Form von Fluss, Meer, See oder Gletscher da. Viele wirklich große Städte liegen in Meeresnähe und selbst eine Nuke in russischen Permafrost wird ziemlich viel Wasser aufwirbeln. Aber das ist Blödsinn. Wenn es brennt und viel Staub aufgewirbelt wird und viel Wasser verdampft, dann wird es nicht wärmer - nur am Anfang - es wird langfristig Kälter. Weil durch den ganzen Mist, den wir in die Atmosphäre jagen dicke Wolkendecken schaffen. Warum sind die Dinos ausgestorben? Dicker Meteorit, alles klar. Aber die saßen nicht alle auf Jucatan herum und sind platt geklatscht worden wie die Fliegen. Durch den Impakt wurde so viel Mist in die Luft geworfen, dass Sonnenlicht nicht mehr auf den Boden kam. Keine Wärme, kein Licht, keine Pflanzen, keine Dinos. Genau das müsste auch hier passieren. Also kommt das Wüstenklima uns nicht um 30° entgegen. Was kann sonst der Grund sein?

  9. #39
    Herzog von Duran Avatar von Frederick Steiner
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    Nun, die Antwort kann der Niederschlag sein.
    Denken wir an den Mars, ist dieser eine kalte, trockene Wüste. Gefriergetrocknet.

    In einem Artikel, den ich gefunden habe, wurde für das Militär die Folgen eines Atomkriegs berechnet. Auf Mitteleuropa sollten bis zu 75 % weniger Niederschlag entfallen. Denken wir an den vergangenen Sommer, wie trocken der Boden teilweise war, reicht das aus. 200 Jahre lang so viel weniger Niederschlag, kann selbst die fruchtbaren Böden hier versanden lassen.

    Bekommen wir dann Dünen? Sommer, Kamele?
    Das vielleicht nicht, aber wenn Städte und Wälder brennen, muss sich die Asche irgendwo ablagern. Stelle man sich vor, dass da Unmengen von Plastik und andere Kunststoffe mit verbrennen, dann ist die Chance, dass die Asche ähnlich lange liegen bleibt, wie Plastikmüll selbst. Also eine Landschaft, die nicht aus malerischen Wüstendünen besteht, sondern aus verdorrter, grauer Erde, Ruß- und Plastikteilchen.

    Dass die Sonne dann deutlich stärker vom Himmel scheint, mag an der dünneren Bewölkung liegen. Alles in allem ist eine Wüstenlandschaft also durchaus vorstellbar.

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