The Sand of Time
Sand türmt sich vor den Toren des Bunkers am Rhein. Der Wind aus dem Osten trägt Staubwolken aus aschegrauem Sand heran und täglich sind Trupps im Einsatz, die versuchen die Bunkertore frei zu halten. Wenn der Wind extrem scharf weht, fühlt es sich auf der Haut an wie Schmirgelpapier. Atmen ist dann nur noch durch ein Tuch möglich und das Sehen nur durch feste Brillen, die vollständig die Augen schützen.
Sand dringt überall hin. Teilweise bis in die tiefsten Stollen. In den Hydrokulturen wird damit schon experimentiert. Dekontaminierte Erde ist schwer herzustellen. Seit neuestem wird fruchtbarem Boden ein Drittel Sand zugemischt. Dieser enthält viele Mineralien, die Pflanzen benötigen, aber wenig Feuchtigkeit und vor allem kaum Bakterien, die es im Erdreich nun einmal braucht, um Pflanzen zu züchten.
Doch Bakterien sind zuverlässig. Sie breiten sich aus. Der Wasserbedarf steigt etwas, doch durch den zusätzlichen Sand von außen, kann die Produktion von Ackerboden deutlich gesteigert werden. Aus den Hydroponik-Clans wurde schon der Vorschlag erhoben, die Experimente auszuweiten und einen Schwerpunkt darauf zu setzen. Zumal die abgeschlossene Hydroponik im Bunker gleichzeitig als Testlauf genutzt werden kann, um den sandigen Wüstenboden an der Oberfläche wieder zu rekultivieren.
Die Produktions-Clans arbeiten ebenfalls mit dem Sand. Sie haben sich auf die alte Kunst der Glasherstellung konzentriert. Ein Rohstoff, der im Bunker lange Zeit fehlte. Auch wenn es unter der Erde immer Material gab - aus Mutterboden kann kein Glas hergestellt werden. Schiefer oder Granit zu zerkleinern war kaum möglich. Jetzt, mit neuem Sand, können defekte Monitore repariert werden. Den Labors können endlich wieder Glasröhren und Kolben zur Verfügung gestellt werden. Trinkgefäße, Schmuck, Linsen (für die Sandschutzbrillen), Fenstergläser, Flaschen - all das kann wieder hergestellt werden und zwar in großer Menge. Zwar mögen die ersten gefertigten Trinkgläser noch plump wirken, doch kommt die Eleganz und die Routine nach und nach zurück. Auch hier wird laut über einen Schwerpunkt nachgedacht. Ferngläser, Überwachungskameras und Schutzbrillen sind für die Sicherheit des Bunkers unerlässlich und brauchen nicht mehr teuer importiert werden. Fensterscheiben an den Buggys können ausgetauscht werden, wenn sie beschädigt sind. Und Glasscheiben zu produzieren, könnte der erste Schritt werden, um neue Fahrzeuge auszurüsten, die auch in einem Sandsturm noch einsatzbereit sind.
Die Welt außerhalb des Bunkers mag karg und gefährlich sein, doch für den erfindungsreichen Geist, ist sie voller Möglichkeiten.