1835 Aktionsthread
Ernte: Sehr gut, Konjunktur: lahmt
Reformdruck im Deutschen Bund
Die Debatte über den Austritt oder Beinahe-Austritt Thüringens ist im Dezember das zentrale Thema in der Presse. Fast durchs Band wird dabei in den Kommentarspalten die Meinung vertreten, dass der Deutsche Bund dringenden Reformbedarf aufweist, um wieder handlungsfähig zu werden. Der Staatenbund sei unter der Prämisse gegründet worden, dass die Fürsten auch gewillt sind ein Stück weit zusammenzuarbeiten, und dies sei heute offensichtlich nicht mehr der Fall. Jede politische Bewegung entwickelt dabei ihre eigenen Lösungsansätze, besonders populär ist jedoch der Ansatz der Deutschnationalisten, den handlungsunfähigen Fürstenbundestag durch eine gewählte Vertretung zu ergänzen.
Hannover
Die Einführung des metrischen Systems wird in Hannover positiv aufgenommen. Da alle umliegenden Länder das einheitliche Maßsystem schon seit einiger Zeit verwenden, bestätigt das Gesetz ohnehin nur den in Teilen der Wirtschaft bereits bestehenden Zustand.
Die Arbeiten an der Elbe sorgen für einen etwas steigenden Bedarf an Arbeitskräften im Königreich, so dass der von der Eisenbahn ausgelöste Wirtschaftsaufschwung nun auch die 'kleinen Leute' erreicht.
Der Ausbau des Hafens von Emden kommt dagegen nur stockend voran. Der vergleichsweise kleine Hafen arbeitet seit Jahren nahe an der Kapazitätsgrenze, seit seine Bedeutung als Umschlagplatz für brasilianische Kolonialwaren anfing zuzunehmen. Mit den bewilligten 2'000 G können einige dringend notwendigen Arbeiten an den Piers durchgeführt werden, langfristig muss nach Einschätzung der zuständigen Minister aber ein deutlich umfangreicherer Ausbau ins Auge gefasst werden (konkret -> Geld und Schwerpunkt), ansonsten werde der Hafen zwangsläufig nicht weit über dem aktuellen Niveau stagnieren.
Bayern
Der Baubeginn des Kanals wird planmässig angegangen und bedarf in der Tat einiger Arbeitskräfte, die den Aushub bewerkstelligen. Man erkennt ein gewisses Potential für den Einsatz von dampfgetriebenen Baggermaschinen aus englischer Produktion, von denen man auch rasch eine beschafft und Vorverträge für drei weitere unterzeichnet. Man hat jedoch im ersten Jahr der Bauarbeiten noch mit gewissen technischen Schwierigkeiten zu kämpfen und man kann die Maschine erst sinnvoll einsetzen, sobald von Hand bereits ein gewisser Teil des Aushubs getätigt wurde.
Eine moderate Erhöhung der Bauernbefreiung von 2% pro Jahr sieht das Landwirtschaftsministerium als sinnvoll an, schon allein um die in Altbayern traditionell noch immer bedeutsamen adligen Grundherren nicht vor den Kopf zu stossen. Das Ministerium erkennt auch erstmals seit Jahren wieder signifikante Steigerungen in der landwirtschaftlichen Produktion des Königreichs. Noch fressen laufend sinkende Lebensmittelpreise diese Steigerung fast vollständig wieder auf, doch hier ist man zuversichtlich was eine bevorstehende Trendwende angeht.
Sachsen
Dem neuen Ministerial-Departments der Wirtschaft wird von der Regierung eine Vielzahl von Aufgaben übertragen, von denen es in der gegebenen Zeit und dem vorhandenen Budget realistisch betrachtet kaum alle erfüllen kann. Stellen für die Arbeitervereine und Eisenbahnprojekte werden planmässig geschaffen und mit kritischen Untersuchungen die übrige königliche Verwaltung durchleuchtet. In der Tat gelingt es mehrere Korruptionsfälle aufzudecken, was zu einigen aufsehenerregenden Entlassungen führt, etwa dem Statthalter in Chemnitz. Versteckt in diesem Reformeifer können auch mehrere gegenüber der sozialistischen Politik des Königshauses kritische Stimmen ruhig gestellt werden, so dass am Ende des Jahres die führenden Beamten die Projekte vollmundig gutheissen. Die dem Ministerium dazu auch noch übertragenen Gewerbebücher bleiben jedoch auf der Strecke. Man sah sich schlicht außerstande dies auch noch 1834 durchzuführen und bittet den König dies auf später zu verschieben (und einen eigenen Schwerpunkt zu verwenden )
Die Arbeiten an der Elbe werden wie stromauf- und abwärts auch planmäßig gestartet und bieten einigen Arbeitern eine für die nächsten Jahre sichere Beschäftigung.
Der Einsatz der sächsischen Truppen in einem französischen Kolonialkrieg ist, trotz einer betont positiven Berichterstattung der staatlich kontrollierten Presse, in der Öffentlichkeit umstritten. Die Konservativen auf der einen Seite sehen in dem Engagement zwar eine willkommene Möglichkeit die Kasse des Königreichs zu entlasten. Besonders die Frühsozialisten sind jedoch erklärte Gegner des Kolonialismus, und auch wenn sie aktuell mit einem entsprechenden Antrag in der konservativ dominierten Abgeordnetenkammer kaum eine Chance hätten, könnte sich das ändern, sobald die sächsischen Verbände in Algerien erstmals Verluste erleiden. Auch andere Einwohner Sachsens sehen nicht ein, warum sächsische Soldaten für französisches Machtstreben in Afrika sterben sollen.
Nassau
Für die von der Regierung propagierte Fruchtwechselwirtschaft gibt es bei den Bauern durchaus ein gewisses Interesse, weshalb die Versammlungen gut besucht sind. Die konkrete Umsetzung selbst gestaltet sich dagegen, wie im benachbarten Preussen, anschliessend etwas zäher. Alles in allem dürfte es einige Jahre dauern, bis die Umstellung durchgesetzt wurde.
Die begonnenen Arbeiten am Rhein verringern ein Stück weit die Arbeitslosigkeit im Herzogtum, weshalb die Anfragen an den Auswanderungsfonds erstmals sinken. Unter diesen Voraussetzungen nimmt man an, dass dieser mit den zusätzlich gesprochenen Mitteln etwa bis zum nächsten Jahr auskommen wird. Für ein permanenten Betrieb sollten etwa 500G jährlich veranschlagt werden.
Mecklenburg-Strelitz
Die Landstände zeigen sich hocherfreut, dass der letzte Teil des Chausseeausbaus jetzt angegangen wird. Man hat sich insbesondere weitere Straßen in und nach Ratzeburg gewünscht, um so den Handel über Lübeck schneller abwickeln zu können. Die Vorlage wird daher in beiden Kammern ohne Gegenstimmen gebilligt.
Angesichts der jüngst in Kurhessen und Sachsen erfolgten Parteigründungen hat die 2. Kammer eine Anfrage an den Großherzog verfasst, diese Entwicklung auch in Mecklenburg-Strelitz zu fördern oder zumindest in einer öffentlichen Proklamation zu begrüßen. Gleich einen Parteienzwang wie in den beiden genannten Staaten würden sie jedoch nicht empfehlen, gerade die kaum organisierten Konservativen befürchten sonst Benachteiligungen bei den anstehenden Wahlen.
Waldeck und Pyrmont
Man legt dem Fürsten wie gewünscht nur eine Variante eines Infrastrukturprojekts vor, das die wichtigsten Orte der beiden Landesteile verbinden und den Anschluss nach Kurhessen sowie Westfalen sicherstellen soll. Man rechnet mit Kosten von total 2500 G, wobei aufgrund der regen Bautätigkeit in einigen nahen Ländern ein gewisses Risiko für nachträgliche Kostensteigerungen besteht.
Darüber, ob sich der Ausbau der Zollstationen rechnen wird, herrscht im Kabinett derzeit noch Uneinigkeit. In der Tat könnte der Ruf einer schnellen und unbürokratischen Abwicklung den Zoll in Waldeck zu einem bevorzugten Grenzübergang zwischen den beiden deutschen Zollunionen machen. Jedoch war der Warenverkehr zwischen den beiden Zollgebieten im letzten Jahr auf einem rekordtiefen Niveau, aufgrund der hohen Schutzzölle werden mittlerweile fast nur noch Güter gehandelt, die in der einen Union gar nicht oder kaum vorhanden sind, etwa Kolonialwaren und englischer Stahl.
Zu Ende des Jahres 1834 wird zudem das Krankenhaus in der Residenzstadt Bückeburg feierlich eingeweiht, was nebst der Regierung Waldecks auch hochrangige Vertreter der Nachbarstaaten Kurhessen und Preußen in das kleine Fürstentum lockt.
Thüringen
Die Justizreform ist im Parlament bis rein ins monarchistische Lager unumstritten und wird mit grosser Mehrheit gebilligt. Von liberaler Seite wird die Kompetenz des Hohen Gerichts, Gesetze und Dekrete auf ihre Vereinbarkeit mit der Verfassung zu prüfen, als eine ganz besonders bedeutsame Errungenschaft begrüsst.
Die metallverarbeitende Industrie Thüringens macht in diesem Jahr mit der Eisenbahn glänzende Geschäfte, allerdings wird man auch erstmals mit dem Problem der begrenzten Kapazitäten Thüringens im Speziellen und des Deutschen Bundes im Allgemeinen konfrontiert. Eisen und Stahl in der von den Eisenbahningenieuren geforderten Qualität sind in den notwendigen Mengen schwierig zu bekommen, obwohl man sogar aus Braunschweig und Sachsen zusätzlich importiert. Ein Repräsentant des englischen Lok-Lieferanten bemerkt hierzu lakonisch: "Die Eisenhütten auf dem Kontinent produzieren einfach zu viel Mist."
Kurhessen
Mit dem vom Kurfürsten gesprochenen Budget lässt sich nach Einschätzung der verantwortlichen Planer ein Krankenhaus mit bis zu 200 Betten errichten, welches also gut und gerne doppelt so gross würde wie dasjenige im benachbarten Waldeck. Mit der Fertigstellung rechnet man für das Jahr 1836 oder 1837. Man wird versuchen sich beim Unterhalt auf Gönner aus der Öffentlichkeit zu verlassen.
Baden
Die Wirtschaftsstruktur Badens kommt den Plänen der königlichen Regierung zur Gewerbefreiheit entgegen. Da die Landwirtschaft den überwiegenden Teil der Wirtschaft ausmacht und die grösseren Gewerbebetriebe vor allem im Fernhandel und Salzexport konzentriert sind, gelingt es vergleichsweise schnell die Zünfte in ihren Rechten einzuschränken. Angesichts dieser gut verlaufenen ersten Schritte ist die Verwaltung zuversichtlich, die Anforderung des Königs erfüllen und bis 1855 völlige Gewerbefreiheit erreichen zu können.
Es wird von den Regionen grundsätzlich begrüsst, dass ihnen neu 5% des Etats zugeteilt werden sollen. Allerdings ergeben erste Abschätzungen, dass die Summe eher zu tief sein könnte, um sinnvoll grössere Projekte anzustossen. Eine Region allein kann mit den ihr dann zugeteilten 0.5 bis 1% kaum ein Infrastrukturprojekt stemmen, selbst wenn die Gelder mehrerer Jahre zusammengefasst werden. Man schlägt vor mindestens auf 12,5% zu gehen, damit auch nennenswerte Effekte erzielt werden können, mehr wäre natürlich besser. Auch wenn man sich selbstverständlich bewusst ist, dass dies eine nicht unerhebliche Herausforderung für den Staatshaushalt ist. Die Bürger, die sich für ihr Land engagieren wollen, müssten das Vertrauen der Regierung genießen, ein so geringer Betrag wäre ihnen wohl kein ausreichender Beweis dafür. [Soll heißen: Wenn du Zufriedenheitseffekte haben willst, sollte es schon mehr sein!] Da man noch nicht die nötige Infrastruktur einrichten will, bevor die endgültige Budgetierung feststeht, ist das Projekt noch zurückgestellt.
Hessen-Homburg
Das Gesetz zur Ablösung aller bäuerlichen Servituten passiert das Parlament ohne Probleme. Die Abgeordneten müssen schliesslich auch ihre Wählerbasis im Auge behalten, die bekanntlich mehrheitlich aus den Bauern und Landarbeitern besteht. Die Bauernbefreiung dürfte gerade in den Ländereien der Staatsdomäne schnell vor sich gehen und vorerst gegen 40% betragen. Evtl. wird zu einem späteren Zeitpunkt aber noch mal nach zusätzlichen Mitteln verlangt werden, wenn das Budget für die Bauernbefreiung auf dem Adelsland ausgeschöpft ist.
Die niedrigen Steuern überzeugen viele Unternehmer aus dem Rest der Zollunion sich zumindest teilweise auf Hessen-Homburger Gebiet zu verlagern. Homburgs Gewerbe wächst in den letzten Jahren spürbar. Die Neuankömmlinge zeigen sich allerdings skeptisch gegenüber den alten Strukturen vor Ort (Gerichtswesen, Presseunfreiheit, Versammlungsunfreiheit)
Oldenburg
Am 15. März wird im Großherzogtum zum ersten mal der 'Tag der Gemeinnützigkeit und des Ehrenamtes' gefeiert, auch wenn die Oldenburger Allgemeine Zeitung in einem Kommentar scherzhaft anmerkt, dass dem Feiertag wohl ein etwas griffiger Name noch ganz gut tun würde. Von den Stadträten der Kreishauptstädte werden dazu auch kleine Feiern in den Rathäusern organisiert, wenn die interessierten Bürger ja ohnehin schon da sind und Vorschläge anbringen. Bis besagte Vorschläge gesammelt und nach Oldenburg an das nationale Parlament geschickt sind, vergehen am Ende jedoch fast drei Wochen und es zeigt sich ohnehin, dass sich die Vorschläge von den Regionalparlamente meist gleich besser vor Ort lösen ließen. Man empfiehlt der großherzoglichen Regierung daher im nächsten Jahr auf die Sondersitzung zu verzichten und die Sache direkt in den Regionen zu belassen.
Einziger Wermutstropfen bleibt die noch mangelhafte Durchsetzung der sozialen Praktikas in den Schulen. Nach Schilderung der Schulbehörden werden besagte Praktika häufig von den Eltern in irgendeiner Form unterbunden, weil sie den Nachwuchs nebst der obligatorischen Schulzeit nicht entbehren können. Dies betrifft vor allem die unteren sozialen Schichten, etwa die Arbeiterfamilien in Rüstringen oder die meisten Bauernfamilien auf dem Land.
Die Verwaltung kommt zum Schluss, dass das Parzellenprogramm seine ihm zugedachte Aufgabe erfüllt habe und man es sinnvollerweise demnächst auslaufen lassen sollte. Außerhalb der Moore ist kaum noch nutzbares Land vorhanden, das sich noch verteilen ließe.
Liechtenstein
Es gelingt den Beamten des Fürstentums einen Teil der brachliegenden Äcker an einheimische Bauern zu veräussern, besonders ohnehin an deren Land angrenzende kleine Flächen sind selbstverständlich gefragt. Das Land kann allerdings nur nach und nach verteilt werden, verteilt über die nächsten 5 Jahre, da schlicht nicht genügend arbeitslose Menschen vorhanden sind, die das Land bearbeiten können und auch Ausländer wenig Interesse zeigen einzuwandern. Mit der Anwerbung im benachbarten Österreich wird ebenfalls begonnen, hier werden sich Resultate aber vermutlich erst im Verlauf der folgenden Jahre zeigen. Das vom Fürsten gesprochene Budget wird darüber hinaus vor allem zum Kauf von Gerätschaften genutzt, von denen man sich eine Reduktion des Arbeitsaufwands erhofft, so dass es den Landarbeitern möglich sein sollte etwas mehr Fläche zu bearbeiten. Einige aus Böhmen beschaffte Sturzpflüge werden zu diesem Zweck kostengünstig an die Bauern abgegeben. Man wertet die Bemühungen am Ende des Erntejahres als insgesamt erfolgreich, da die Lebensmittelpreise im Fürstentum zum ersten mal seit langer Zeit stabil bleiben und nicht weiter steigen. Zu dem positiven Ergebnis dürfte jedoch ein Stück weit auch das insgesamt bessere Wetter beigetragen haben.
Hessen-Darmstadt
Im Großherzogtum wird die Planung für die Expedition angegangen. Man gründet zu diesem Zweck die 'Großherzoglich-hessische geographische Gesellschaft' mit Sitz in Mainz und Antwerpen und erwirbt in der flämischen Hauptstadt zwei Transportschiffe für die Überfahrt.
Hinsichtlich der Planung für die Expedition ins Landesinnere von Argentinien schlägt man Buenos Aires als die logische Operationsbasis vor, von der aus man die eigentliche Unternehmung relativ sicher leiten und sich verpflegen könne. Über die Gesandtschaft von Buenos Aires in London konnte man auch bereits schon erste Kontakte mit einigen Militärs knüpfen, die zeitweise den Feldzug von General de Rosas nach Patagonien begleiteten und daher das Gelände kennen. Gerade wegen dieses Feldzugs, der gerade erst abgeschlossen wurde, gelangt man aber zur Ansicht, dass die Kontakte zu den Eingeborenen vorerst auf ein Minimum zu beschränken seien. Nach den kriegerischen Auseinandersetzungen der Jahre 1833 und 34 müsse man von deren Seite aus nämlich mit grossem Misstrauen rechnen. Auch bewaffneter Begleitschutz sei daher unumgänglich und man sollte vorzugsweise die Grösse der einzelnen Expeditionsgruppen auf 20 Leute beschränken.
Braunschweig
Auch im Herzogtum Braunschweig wird im Jahr 1834 damit begonnen die Infrastruktur auszubauen und so zu den Staaten aufzuschließen, die dies bereits getan haben. Um der Anforderung der Regierung, insbesondere dem Ausbau der Straßen entlang des Harzes zu forcieren, nachzukommen, wird dort im ersten Jahr der Schwerpunkt der Arbeiten gesetzt. Da von Preußen die zugesicherten Gelder bereits in voller Höhe nach Braunschweig überwiesen wurden, kommt es da auch zu keinen Verzögerungen. Das ganze Projekt sollte, mögliche Verzögerungen aussen vor, Ende des Jahrzehnts abgeschlossen sein.
Wilhelm Weber zeigt sich hocherfreut über das große Interesse, das seiner Erfindung von den deutschen Fürsten entgegen gebracht wird, und kann so in Hamburg ein neues Labor beziehen Eine Gruppe interessierter Ingenieure versammelt sich dort, die sich damit beginnen die noch sehr rudimentäre Anlage von Weber für längere Distanzen nutzbar zu machen.
Mit den Geldern des Auswanderungsfonds kann einer Vielzahl von Menschen die Überfahrt von Bremen aus über den Atlantik in die Vereinigten Staaten finanziert werden, wo sie eine zweite Chance erhalten sollen. Früher oder später wird der Fonds aber zweifellos wieder neue Gelder benötigen, man wird dann erneut auf den Herzog zugehen.
[der Übertrag ins nächste Jahr wurde im Etat berücksichtigt!]
Württemberg
Das Dekanat der Hochschule dankt dem König für das großzügige, über ihre Anforderung hinausgehende Budget, das ihnen zugesprochen wird. Man ist sich sicher so die Ausbildung weiterhin auch den Kindern der weniger privilegierten Eltern ermöglichen zu können. Von dem sich im Königreich entwickelnden frühindustriellen Gewerbe gibt es auch einige Anfrage an die Hochschule nach Studenten für Praktika, so dass man diese problemlos vermitteln kann.
Den Etat des Gewerbeamts für die Erstellung der Gewerbebücher hält man für ausreichend und man beginnt umgehend mit der Erfassung des lokalen Gewerbes. Von besonderem Interesse sind dabei die Städte Stuttgart und Ulm, die in den letzten Jahren im Land den deutlichsten Aufschwung und die Gründung vieler neuer Firmen erlebten.Man glaubt dass man bereits in 2 Jahren brauchbare Zahlen liefern kann.
Preußen
Die Eisenbahn, das neue Lieblingshobby des Monarchen, wird von der staatlich kontrollierten Presse entsprechend bejubelt und die königliche Verwaltung sucht entsprechend im Rheinland und dem Ruhrgebiet intensiv nach Wirtschaftspartnern für die angedachten Projekte. Für die Waggonfabrik in Essen gelingt dies sehr schnell, zumal der Bau der Waggons aus Holz auch technisch sehr einfach zu realisieren ist. Man geht davon aus, dass die geplante private preußische Eisenbahngesellschaft somit das Gros ihres Rollmaterials bereits auf dem Kontinent wird beschaffen können. Der einzige Unsicherheitsfaktor bleibt dabei der wirtschaftliche Erfolg der Bahngesellschaften in Preußen und dem Deutschen Bund ganz generell, denn die Fabrik wird logischerweise nur so lange Abnehmer finden, wie es den Gesellschaften gut geht und sie expandieren.
Beim Lokomotivwerk stößt man da schon eher auf Probleme, da es im Land schlicht an Know-how zum Bau von Lokomotiven fehlt, die in Sachen Preis und Leistung mit denjenigen der Briten und Amerikaner konkurrieren könnten. Der eigens zu diesem Zweck gebildete Eisenbahn-Ausschuss des Vereinigten Landtags schlägt daher vor, mit den Vertretern von West Point Foundry das Gespräch zu suchen, die sich aktuell im Königreich aufhalten. Möglicherweise wäre es möglich mit der Gesellschaft einen Vertrag zur Lizenzfertigung der amerikanischen Modellreihe auszuhandeln.
Die Arbeiten an der Elbe und dem Rhein beginnen planmäßig, solange die Finanzierung die 20 Jahre über konstant weiter läuft, sollte der termingerechten Fertigstellung der Projekte nichts im Wege stehen.[B]
Dänemark
Per Dekret wird in Dänemark die vollständige Aufhebung der Zünfte und ihrer Vorrechte innerhalb der nächsten 20 Jahre verfügt, wobei manchen Branche längere Übergangsfristen gewährt wird als anderen. So gelingt es den Zünften in Kopenhagen, die traditionell gute Kontakte zu den königlichen Kabinetten pflegen, spezifisch für ihre Branchen Ausnahmeregelungen zu erwirken. Dennoch ist man zuversichtlich, dass man ungeachtet dieser Verzögerungsversuche den 5%igen Anstieg wird durchsetzen können.
Österreich
Mit zusätzlichen Mitteln ausgestattet beginnen die zuständigen Stellen damit den unfreien Bauern zinsfreie Darlehen zu vergeben, um ihnen die rasche Ablösung zu erleichtern. Der jährliche Anstieg der Bauernbefreiung erhöht sich damit auf 2 %. Über die Höhe allfälliger Kreditausfälle wird man den Kaiser selbstverständlich auf dem Laufenden halten.
Die Kolonie Neu-Dalmatien kann mit den 5000 G vorerst gut versorgt werden, die österreichische Flotte richtet einen regelmässigen Konvoi nach Westafrika ein, um so die dort stationierte Mannschaft versorgen zu können. Der Kommandant der dortigen Garnison wird zudem zum ersten 'Kaiserlichen Kommissar für die Westküste Afrikas' ernannt und erhält die Befugnis offiziell im Namen Neu-Dalmatiens in den portugiesischen Kolonien in der Region und der Küstenstadt Douala Geschäfte abzuschließen, um so die österreichische Präsenz zu festigen.
Das MTI kann vor allem bei seiner ersten Hauptaufgabe, der Förderung des Handels, schon nach einem Jahr erfreuliche Fortschritte vermelden. Einerseits konnte der Rückgang im Handel mit den übrigen Staaten des Deutschen Bundes, der infolge der Gründung der beiden Zollunionen und der Etablierung ihrer hohen Schutzzölle eingesetzt hatte, gestoppt werden und hat sich auf einem tiefen Niveau stabilisiert. Vor allem aber nimmt der Handelsverkehr in der Adria bereits merkbar zu, was einerseits der Arbeit des MTI und freilich auch den Freihandelsverträgen angerechnet wird. Auch die Auseinandersetzungen um Lampedusa konnten diese Entwicklung nicht nachhaltig schädigen, da schnell nach einem friedlichen Ausgleich gesucht und eine Konfrontation vermieden wurde. Noch zeigen sich durch die steigende Handelstätigkeit keine wirklichen Sprünge im Staatshaushalt, weil diese ja mit sinkenden Zöllen erkauft wurde. Wenn sich die jetzt angestoßene Entwicklung jedoch fortsetzt, ist man für die folgenden Jahre sehr zuversichtlich.
Mecklenburg-Schwerin
Im politischen Alltag von Mecklenburg-Schwerin spielen die traditionell konservativen Ritterschaften nach wie vor eine enorm wichtige Rolle, dementsprechend vorsichtig gehen die Beamten des Großherzogs bei der Befreiung der Bauern vor. Die unfreien Bauern sind deren Existenzgrundlage und entsprechend sind sie nicht bereit die Ablösung so ohne weiteres hinzunehmen. Man handelt mit ihnen letztendlich einen Kompromiss aus, der sowohl den Anforderungen des Großherzogs als auch den Bedenken der Ritterschaften Rechnung trägt. Man setzt die Ablösesummen recht hoch an, so dass die Grundherren für ihren Verlust angemessen entschädigt werden. Die Ablösung auf den großherzoglichen Domänen wird gleichzeitig forciert und die neue Erbschaftssteuer soll dabei helfen die Einnahmeausfälle zu kompensieren. Mit diesem behutsamen Reformvorhaben wird man, so die Meinung des Kabinetts, wohl eine jährliche Steigerung des Bauernbefreiung von anfangs 5% hinbekommen. Die großherzoglichen Domänen machen in Schwerin etwa 30% der Höfe aus, sobald diese erreicht sind, wird der Anstieg dann voraussichtlich auf 2% pro Jahr zurückgehen.