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Thema: [Col2 TaC 2.02] Der seltsame Fall des William Penn

  1. #16
    hat den Blues Avatar von Elwood
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    1. Januar 1497
    Ich hatte beschlossen nach New Mankind zurückzukehren. Die Männer hatten im Laufe des letzten Jahres genügend Pfeifen geraucht, ausreichend Honiginsekten geknabbert und diverse unkonventionelle Begrüßungsrituale überstanden. Für alles weitere waren sie auch ohne mich gerüstet, selbst wenn sie hier auf einen Hofstaat europäischen Schlages treffen sollten, würde sie das nicht aus der Ruhe bringen.

    Um meine Ruhe hatten mich indes die Berichte über das eigenartige Gebaren des Kapitäns gebracht. Ich ließ mir vom Boten den Weg über die Berge beschreiben und hoffte, sofern das Wetter und mein Pferd keine Kapriolen schlügen, vor dessen erneuter Abfahrt nach Europa einzutreffen.

    Über weite Strecken folgte ich einem Fluss, der geradezu aus dem Osten und dem Schoß des Gebirges hervorströmte. Plötzlich türmte sich ein gewaltige Erd- und Gerölllawine auf, die vor nicht allzu langer Zeit den Lauf des Flusses beträchtlich verschoben hatte. Ich überstieg mit der gebotenen Vorsicht die Barriere und fand dahinter das nun trockene alte Flussbett. Aus den aufgerissenen Flanken glitzerten mir Fingerkuppen große Silberbrocken entgegen. Wahrlich ein Anblick! In Europa gruben Herscharen von Mineuren ganze Bergzüge um, herzogtumgroße Wälder sind gerodet, ungezählte Äcker leergefegt worden. Über Jahrzehnte florierten die frisch gewachsenen Städte, und wenn auch aus der tiefsten Kaverne kein Edelmetall mehr zu kratzen war, dann versanken sie wieder in Bedeutungslosigkeit.

    Mit gemischten Gefühlen brach ich am nächsten Morgen auf. Sollen wir uns gleichfalls so auf das Fleckchen Erde stürzen? Der weitere Weg verlief ereignislos, erst der Rauch aus neuen Häusern, denn ich beim Abstieg erspähte, rüttelte mein Gemüt auf.



    Penn kam mir lachend von den Feldern entgegen, stolz präsentierte er eine Hand voll roher Baumwolle:

    "Sir Wood, sehen sie doch, der Herr ist gnädig, mit meinen alten ungeschickten Händen kann ich solch reiche Ernte einbringen, was müssen erst kundige Seelen diesem Boden abringen können!"

    Ich betrachtete die Haine halbwilder Baumwolle um die Siedlung Buffalo Spring und nickte. Ich sagte Penn, er solle sich schonen, wir bräuchten ihn und seine Stimme noch, um genügend Menschen in Europa auf die Kais zu treiben, welche dann die Baumwolle kultivieren können. Ich erkundigte mich, wie es denn um seine Kontakte zu den Ureinwohnern bestellt sei.

    "Ureinwohner ... ach die Heidenkinder ja, ja, ich erinnere mich," er seufzte tief und starrte eine Weile auf die Baumwollbüschel in seinen Händen, "wisst ihr, ich habe nachgedacht. Vielleicht sollte ich mich ganz dieser schlichten gottesfürchtigen Arbeit des Erntens widmen, vielleicht hat mich der Herrgott ja dazu an diese Küste ..."

    Mir schwanden die Sinne. Erst führt er uns hier her und bringt uns mit seiner weltentrückten Art fast unter diese schöne Erde, und nun will er sein Licht unter den Scheffel stellen und Ackerbauer werden, dieweil wir seine Kanzeldonnerei dringender brauchen denn je. Auf nach New Mankind, ich betete inbrünstig, dass die Kirche schon im Bau sei.

    Das etwas rohe aber fertige Gemeindehaus in New Mankind wartete mit einem riesigen ungehobelten Schreibtisch voller gedrechselter Nachrichten auf. Der König hatte von sich hören lassen. Zunächst wollte er Geld, und er bekam es auch. Die Gründe waren bereits eingeklammert worden, nur der Betrag war unterstrichen 45 Goldstücke. Einerseits eine lächerliche Summe, andererseits fast die Hälfte des Geldes, mit dem wir einst aufgebrochen sind. Danach hatte sein Verlauchtheit von der Gründung der zweiten Siedlung erfahren und uns das Material zum Bau einiger Planwagen inklusive frischer Pferde zukommen lassen. Irritiert starrte ich auf die Quittungen. Schwer zu sagen, ob das nun einem Anfall geistiger Umnachtung oder genialer Klarheit zu verdanken war.



    In der Siedlung wurden unterdes die Wagen zusammengebaut, von einer Kirche war noch nichts zu sehen. Ich starrte eine Weile durch das glaslose Fensterkreuz auf die blanke See ... Nein, es war gut so, wir müssen die Baumwolle zum Hafen bringen, wir brauchen Geld, unsere einzige Karavelle wäre zu raschen Auswanderermaßen sowieso nicht gewachsen.

    Ich griff zur nächsten Rolle und laß, dass die königlich geographische Gesellschaft auf die Entdeckung eines Westmeeres und eines eventuellen Weges nach Europa Ruhm und Glorie ausgesetzt hätte. Der ganze Wisch war in einem derart fantastischen Fabulierrausch zusammengeschmiert worden, wie ihn sich nur verbeamtete Schreibtischgeographen ausdenken können. Den meisten von ihnen würde die gepuderte Perücke feucht, müssten sie einen echten Sextanten auch nur anheben, ha, Ruhm und Glorie, das heißt schlicht, alles außer Geld. Nun ja, sollten meine Männer über ein derartiges Meer stolpern, dann werde ich gerne Meldung machen, alles andere wird sich zeigen.

    Die letzte Nachricht ist noch gesiegelt, gleich mehrfach, anscheinend hatte sich keiner der Kolonisten getraut, sie zu öffnen. Ich überfliege sie, lese sie von oben bis unten durch, beginne noch ein Mal ... und breche schließlich in brüllendes Gelächter aus. Eine Wette, die feinen Herren eifern um die Gunst des geküssten Arsches, wenn wir hier in ein Wettsiedeln ausbrechen. Jetzt bin ich mir meines englischen Königs wieder sicher. Nun ja, bei der massiven Erscheinung des französischen Regenten sollte er keine Probleme mit der Huldigung haben, jedoch das Gesäß des sehnigen alten Niederländers zu treffen, bei seinem Silberblick, unmöglich...

    Die Idiotie des ganzen kümmert mich wenig, im Gegenteil, für eine Wette in diesen Zirkeln der Langweile zeugt sie regelrecht von Geist und Witz. Mir beweißt sie hingegen schwarz auf weiß, dass sich weitere Nationen in der Nähe befinden müssen. Ich schmeiße meinen dreckigen Lederstiefel auf den Papierkram, dass die Lehmklumpen nur so fliegen, schleudere den alten Hut gegen das Bild des Königs an der Wand, und schlafe zufrieden ein.

    --------------------------------------------------------------------------

    Die erste BAumwolle läuft ein, bald ist der Wagen fertig, und wir können alles verticken Danach muss aber die Kirche her! Zwischendurch wurde noch das Gemeindehaus in Buffalo Spring gekauft, um dem König nur kein Geld zu überlassen
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  2. #17
    Ostseeneuling Avatar von Thymon
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    Zitat Zitat von Elwood Beitrag anzeigen
    ungehobelten Schreibtisch voller gedrechselter Nachrichten
    Das Wortspiel finde ich großartig.
    Zitat Zitat von Hubabl Beitrag anzeigen
    Ich denke, jeder von uns würde Thymon fressen [Anm.: Eris nicht].
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  3. #18
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Den Rest finde ich auch großartig geschreibselt.
    Die aktuelle Story:

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    Die Story des Monats Juli 2010:

    Tom Driscoll und seine Gefährten begeben sich in das Testgewölbe.
    letzte Aktualisierung: 31.1.2013, 20:19 Uhr

  4. #19
    Ostseeneuling Avatar von Thymon
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    Ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich den Rest nicht ebenfalls sehr gut fand.
    Zitat Zitat von Hubabl Beitrag anzeigen
    Ich denke, jeder von uns würde Thymon fressen [Anm.: Eris nicht].
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  5. #20
    hat den Blues Avatar von Elwood
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    Mai 1498
    Ich bin unruhig und rastlos, alles geht so langsam voran. Ich sollte mich nicht wundern, im Grunde sind wir immer noch kaum mehr als eine handvoll Menschen, die jeden überlebten Winter feiern können. So schnell kann schlicht nicht gebaut, geerntet und geschafft werden, wenn die Anzahl der Hände gering ist. Die eigentliche Ursache für meine Getriebenheit liegt auch anderswo.

    Nein, nicht beim König. Ich glaube bis auf weiteres werden wir im pudrigen Schatten seines Silberblickes verschwinden. Ich hatte sämtliche Schriftstücke des Gelauchten an ein paar Kindern übergeben, die neben der Zimmererhütte mit Holzwolleperücken, laufenden Nasen und lispelnden Zahnlücken einen vortrefflichen Hofstaat gegründet hatten.

    Auch nicht bei den Ureinwohnern. Die „Alten“ waren weit weg, und seit unserer Visite hatten wir in den Wäldern nie welche ihrer Art gesehen, noch haben mir die Kundschafter davon berichtet. Sie senden in regelmäßigen Abständen eine Booten, und berichteten von drei weiteren Dörfern weit im Westen, die sie besucht hatten. Alle gehörten zum Stammesgebiet von Oconostota. Der gewitzte Häuptling scheint sehr großen Einfluss in diesen Breiten zu haben, wir sollten uns unbedingt mit ihm gut stellen! Im letzten Dorf erhielten meine Leute sogar eine erstaunlich detaillierte Karte, die ihnen den Weg zu einem weiteren Dorf Oconostotas weist, welches in nördlicher Richtung zu finden sein soll.



    Insgeheim hatte ich beständig auf etwas Gold, Silber oder einige edle Steine gehofft, mit deren Hilfe man in Europa taugliche Männer auf unser Schiff bekommen würde, aber die Boten brachten nie welche mit sich. Als ich den letzten darauf ansprach, grinste er wie ein Honigkuchenpferd und erzählte mir hinter vorgehaltener Hand, dass ein Schatz von unglaublicher Größe unterwegs sei, er aber nicht wisse, wann die Männer mit dem trägen Karren hier eintreffen würden.

    Gold, sehr gut, nur nützt uns das alles herzlich wenig, wenn wir nicht bald Nachricht vom Kapitän erhalten. Der Quell meiner Sorgen war bereits abgefahren, als ich aus der Wildnis wiedergekommen war. Zweifelsohne würde er neue Auswanderer in Europa holen, aber er ist überfällig! Worauf wartet er? Findet er niemanden? Die Kolonisten hatten nach der ersten Forderung des Königs rasch alles Geld in die Fertigstellung des Gemeindehauses von Buffalo Spring gesteckt, so dass dem Kapitän kaum Geld zum „Überzeugen“ geblieben war. Oder hatte es etwas mit dem zweiten alten Volk zu tun? … Ich brauche etwas zu tun, wenn ich mich nicht ablenke, werde ich bald unerträglich, und man steckt mich am Ende zu dem Doppelgeist-Schamanen in die Berge.

    Ich beschließe meine zeichnerischen Fähigkeiten nach langer Zeit wieder auf die Probe zu stellen, an Motiven herrscht hier wahrlich kein Mangel. Bei meinem letzten Besuch in Oconostotas Lager hatte mir ein ehrwürdiger Alt-I ndianer einige beeindruckende Kniffe gezeigt. Seine auf Leder gebannten Landschaften zeigten eine völlig uneingeschränkte Fülle der Natur, … atemberaubend.

    --------------------------------------------------------------------------

    Grrr jetzt hab ich alles Geld verprasst, und kann den erfahrenen Späher in Europa nicht beschleunigen, selbst wenn nur noch ein Kreuz fehlt. Drei weitere Ureinwohnerdörfer bringen alles außer schlappen 50 Goldmünzen, die mir fehlen, zum Mäusemelken, hoffentlich krieg ich ihn zugelost!

    Oconostota hat ja ein riesiges Reich, 5 Dörfer auf einer Standardkarte, so was hab ich noch nicht gesehen …

    @Thymon und Kampfhamster, danke und keine Angst, ich hätt´s nicht falsch verstanden

    @Black_Phoenix willkommen
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  6. #21
    hat den Blues Avatar von Elwood
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    Oktober 1499
    Und ich habe mich noch beschwert, dass es so langsam voran geht, nun überstürzen sich die Ereignisse, und ich habe alle Hände voll zu tun, Penns Unternehmung wieder in Ruhiges Fahrwasser zu bringen. Wo nur anfangen?

    Anfangs sah alles gut, ja nahezu perfekt aus! Die Planwagen rumpelten gerade los, um die Baumwolle aus Buffalo Spring zu holen, als unsere Karavelle am Horizont erschien. Jubelnd rannten die Bewohner von New Mankind an den Strand und schoben Boote ins Wasser. Ich griff mir das Lederpaket mit den Kartenskizzen, die ich und der Erkundungstrupp angefertigt hatten, und folgte ihnen. Hoffentlich waren der erfahrene Kundschafter und sein Pferd gut über das weite Meer gekommen, er musste so schnell als möglich einige Ruinen untersuchen.



    Als erstes fiel jedoch unter allgemeinem Gelächter der dicke Wirt aus der Londoner Hafenkaschemme über Bord. Prustend und unter Einsatz seines ganzen unchristlichen alteuropäischen Vokabulars kam er wieder an die Oberfläche. Er erwies sich aber als erstaunlich gewandter Schwimmer und kraulte an allen helfenden Händen vorbei auf das Ufer zu. Dort angelangt hieb er mir die triefend nasse Pranke auf den Rücken und grollte:

    „Well, well, wird Zeit das mir was anderes in den Augen brennt als Salzwasser, wohin habt ihr mein Zuckerrohr gesteckt?“

    Ich wies mit dem Daumen in Richtung der Sümpfe und fragte, ob eine Kanne Frischwasser, ein Happen Brot und trockene Kleider vielleicht erwünscht wären.

    „In dem Morast bleibt doch eh nix trocken, und Frischwasser, pahhh, damit sollte man nicht mal ne Wunde nach Schankschluss behandeln, gebt mir lieber eine große Hacke und ein paar tüchtige junge Kerle, dann will ich der kleinen grünen Hecke da rund um eure Hütten schon den Gar aus machen!“

    Der Mann hatte ein klares Ziel vor Augen, da wollte ich ihm nicht widersprechen, auch beim Frischwasser nicht, jedenfalls nicht bei dem, was er als so genanntes aus London kennen musste…

    Ich richtete meinen Blick wieder auf die Boote, und versuchte den Kundschafter auszumachen. In dem Gewimmel war allerdings kaum etwas zu erkennen, das Schiff wurde weniger mit Verstand entladen als kontrolliert geplündert. Kolonisten, Boote, Taue, Waren … alles bildete ein wüstes Durcheinander, dabei herrschte eine Stimmung, als hätte der heilige Nikolaus den Kahn persönlich hierher gefahren.

    „Mir scheint, das derart verschleuderte Gouvernement wird dem König noch Leid tun. Vor allem, wenn er von den Schätzen erfährt, die ihr aus diesem, diesem …

    Ich half ihm mit `gottgegebenem Stück Wildnis´ aus

    „… genau, Danke, wo war ich stehen geblieben?“

    Ich ließ ihn wissen, zunächst dürfe er so lange hier stehen bleiben, bis er sich anständig vorgestellt habe. Danach müsse er seinen Satz aber auch nicht vollenden, da ich mir schon denken könnte, worauf er hinaus wolle!

    „Verzeiht, Sir Wood, die Lange Überfahrt hat wohl meine Manieren verwässert. Ich bin … war seiner Majestät königlicher Attache in Fragen der Demographie und deren Entwicklung. Um es kurz zu machen, ich hatte in etwas deutlichen Worten auf gewisse Missstände hinsichtlich seiner Durchlauchten Bevölkerungspolitik hingewiesen, und musste so zügig eine Strecke Wegs zwischen mich und den Hofe bringen, aus reiner Vorsicht natürlich, mir erschienen die entfernten Koloni …

    „Quatsch keine Kohlköppe, Puderlocke“, grölte einer der Seemänner herüber, „du hast drei Monate des Königs Lieblingsmätresse besprungen, dass noch in Paris die Kronleuchter wackelten, du hast seine Verlauchtheit zum Gespött des kontinentalen Adels gemacht, harar, reife Leistung, wenn sie mich fragen Sir Wood, was druckst der Tintenkleckser deshalb nur so rum?“

    Der Tintenkleckser war knallrot angelaufen, man sah es in den spiegelnden Schnallen seiner Schuhe, welche er plötzlich interessiert musterte.

    Jetzt war es an mir, jemandem die Pranke auf den Rücken zu hauen. Ich hieß ihn zwinkernden Auges als „Mr. Smith“ in „Port Royal“ willkommen, und schickte ihn ins Gemeindehaus. Wenn sich in zwei drei Tagen die Sache genügend herumgesprochen und die Aufregung gelegt hätte, könnte er sich mit den zukünftigen königlichen Depeschen herumschlagen.

    Während ich ihm noch hinterher sah, bemerkte ich den Trupp Späher mit ihrem Transportkarren. Darauf befanden sich ein beeindruckend massiver Block Gold und weitere Wertsachen. Darauf hatte Mr. Smith also angespielt. Hastig winkte ich die Männer zum Gemeindehaus und folgte ihnen. Es muss eine Tortur gewesen sein, diesen Klumpen über die Berge zu bringen. Ich schickte sie schlafen, alles andere hatte Zeit bis morgen.

    Heute früh schaue ich grübelnd auf die Kostbarkeiten hinter dem Gemeindehaus, die ein hoher Bretterzaun vor allzu neugierigen Blicken schützt. Seit unserer Landung hat sich so einiges angesammelt. Den Kram mit der Karavelle nach Europa zu schicken ist leider viel zu riskant. Der König würde es als Affront ansehen, wenn wir nicht eine seiner Galeonen anforderten. Was uns am Ende von den Kostbarkeiten zu Gute käme, wäre wohl bestenfalls die Hälfte. Hinter mir räuspert sich einer der Männer des Transporttrupps. Wir setzen uns an den Tisch und er beginnt zu erzählen.



    Unterwegs wurden sie noch zweimal von Booten des restlichen Spähtrupps mit Nachrichten an mich bedacht. Dieser hatte ein fünftes Dorf Oconostotas ausgemacht und war dort reich beschenkt worden. Vom Gipfel des neben dem Dorf befindlichen Berges hatte er außerdem gesehen, dass sich zu beiden Seiten Meer erstreckte. Wir sind also auf einer sehr sehr großen Halbinsel gelandet, weiter im Norden soll sich das Land allerdings ernuet weiten.

    Ich danke dem Mann und grüble weiter, über die Schätze, über den fehlenden erfahrenen Kundschafter und über den Kapitän. Immer noch nichts hatte ich von ihm selbst gehört, wieso kommt er nicht an Land?

    --------------------------------------------------------------------------

    Na toll, den Staatsmann statt den Kundschafter … Gut, dan bimmelt der mir eben eifrig Politikpunkte zusammen, das hilft Gründerväter anwerben. Der Meisterrumbrenner kann erstmal Ackerfläche roden
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  7. #22
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Gefällt mir wirklich sehr gut, was und wie du schreibst. Bitte mehr davon!
    Die aktuelle Story:

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    letzte Aktualisierung: 31.1.2013, 20:19 Uhr

  8. #23
    hat den Blues Avatar von Elwood
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    Danke, danke ... deine Story ist bei mir bereits vorgemerkt, wenn ich mal wieder ne Woche krank im Bett liege ... anders ist das ja kaum zu lesen, weit über ein Jahr un 40 000 hits respekt für die Ausdauer, einige Leseproben haben mich bereits überzeugt, schön auch, dass du die sprechenden Charaktere "färbst"!

    Albion war vor jahr(zehnten) mein erste Rollenspiel, (Mit nem Kumpel über die Demo gestolpert ... und uns hatte es erwischt). Ich hatte davon damals soviel Ahnung wie vom Zähneputzen, wie ich es überhaupt bis auf die Wüsteninsel geschafft hab ... keine Ahnung (im Khamulon Dungeon habe ich sogar in die Lösung geschaut ) Jedenfalls habe ich es nie durchgespielt.

    Ich will diese Perle auch noch eines Tages angehen (Kleine Frage am Rande, ich hatte glaube ich eine Kriegerin (blond) mit in der Party, statt des dunkelhaarigen Magiers, die war später mit 4 schlägen pro Runde mein Liebling ... Was spricht denn für deinen Magier, das zwischenzeitliche Verlassen der Gruppe von Melthas und Sira?)
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  9. #24
    vom Werwolf gebissen Avatar von Kampfhamster
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    Uh, danke für die Blumen!
    Ich will deine Geschichte nicht mit meiner vollstopfen, drum geh ich mal in einen Spoiler.
    Achtung Spoiler:
    Die blonde Kriegerin, Siobhan, taucht in meiner Geschichte kurz auf, wird allerdings nicht in die Gruppe aufgenommen. Bei meinem ersten Spiel vor Ewigkeiten habe ich mit ihr gespielt (und es nicht bis zum Ende geschafft). Vielleicht klappt es ja diesmal mit Khunag, dem Magier. Der hat schon einige ziemlich fiese Attacken in petto. Ich will ihn aber nicht bis zum Ende dabei haben.
    Auf Sira und Mellthas möchte ich aber erst recht nicht verzichten.
    Die aktuelle Story:

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    letzte Aktualisierung: 31.1.2013, 20:19 Uhr

  10. #25
    hat den Blues Avatar von Elwood
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    Juli 1500
    Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Vor mir liegt ein Schreiben des Kapitäns, dass einiges Licht ins Dunkle bringt, und ich könnte mich ohrfeigen, dass ich dem alten Seebären nicht hartnäckiger auf den Pelz gerückt bin. Ich denke, die Sache wäre zu verhindern gewesen, hätte ich mich nicht um anderes gekümmert.

    Anderes erschien jedoch zunächst wichtiger. Bevor die Karren aus dem Hinterland nicht wieder mit Baumwolle beladen zurück wären, würde die Karavelle so oder so nicht auslaufen, also war noch Zeit genug, … dachte ich damals.

    Der wachsende Schatzberg blieb nicht unbemerkt … Als ich eines Abends den Riegel des Tores vorschob, das in der Umfriedung des Gemeindehauses nun den einzigen Durchlass bildete, sah ich ein gieriges Paar Augen in einem schiefen schmuddeligen Gesicht durch die Ritzen spähen. Ich kannte solche Blicke zur Genüge, durchtriebenes Gesocks, von den Kais von Lissabon bis zu den Pelzkontoren Nowgorods, menschliche Ratten, die Pest einer jeden menschlichen Ansiedlung. Sobald man auch nur im Besitz eines Rückenswar, den man ihnen zuwenden konnte, würden sie einen niederschlagen und ausnehmen, vorzugsweise unter Benutzug von stumpfen Gegenständen, deren Anwendung zu diesem Zwecke ein pervertiertes Maß an Phantasie erfordert, dass es einen schaudern lässt.



    Ich wusste um unseren Nägelmangel. Eisenwaren waren knapp und die Zimmerer sparten wo sie nur konnten. Ein prüfender Blick ein beherzter Tritt und die rasche Abfolge diverser Hebelgesetze nun äußerst loser Zaunsbohlen führten zu einem Aufschrei auf der anderen Seite der Umfriedung. Ich riss den Riegel auf, und war über der kleinen Gestalt, noch bevor sie das rostige Messer ganz heben konnte. Zwei rasche Faustschläge brachten die Sache zu einem blutigen Ende.

    Ich fesselte dem Mann die Arme auf den Rücken und ließ Mr. Smith die Glocke Sturm läuten. Rasch instruierte ich die heranstürzenden Siedler, was zu geschehen hatte, und schärfte ihnen ein, ihre christlichen Sitten für diese Nacht gegen ein paar derbe Stöcke zu tauschen. Innerhalb von zwei Stunden spürten wir in der Siedlung und in den umliegenden Wäldern zwei dutzend abgerissene Gestalten auf, die so dann vor dem Gemeindehaus zusammengetrieben wurden.

    Jetzt war schnelles Handeln gefragt, sonst würde es hier bald nur so wimmeln von Tagedieben, Kleinkriminellen und anderen Halsabschneidern. Wo auch immer sie hier mitten in der Wildnis plötzlich herkamen, wie Pilze aus dem Boden oder Ratten aus ihren Löchern, furchtbar! Ich baute mich vor ihnen auf, und hielt ihnen eine donnernde Mischung aus Ansprache Gardinenpredigt und unverholener Drohung. Werte, Moral, Sünde, Folter, Pein und Schrecken grollten über ihre Köpfe in einer furiosen Kakophonie, so dass die Bande in Todesangst mit den Augen rollte. Ich wechselte dabei des Öfteren zwischen den verschiedenen Sprachen Europas, die mir geläufig waren, da die Himmelhunde aus allen Ecken zu kommen schienen. Am meisten Eindruck hinterließ ich mit meinem Tschechisch … bzw. dem was ich dafür hielt, jedenfalls hatte mir das einst in einer Prager Schenke während einer wüsten Schlägerei die entscheidenden Sekunden gegenüber einem lanzeschwingenden Landsknecht gebracht. Die Kolonisten schlotterten nicht minder, aber es musste sein.

    Die Wirkung meiner Worte würden nicht ewig halten, ich nahm den Wirt beiseite, und forderte ihn auf sich die tauglichste Hälfte des Haufens auszusuchen und mit in die Sümpfe zu nehmen, weit weit weg vom Gold, bis sie bei der harten Arbeit vielleicht zur Vernunft kämen. Der Wirt spie aus und meinte nur „… lass mich nur machen, in drei Monaten betteln sie darum, in die Kirche zu dürfen!“

    Den Rest schickte ich unter Bewachung auf den Weg in eines der Indianerdörfer. Vielmehr Unfug, als Fische zu fangen, konnte man in den kargen Lagern der Arawaks kaum machen. Nichts desto trotz gab ich den Wächtern genaueste Instruktionen für den Häuptling mit.



    Darauf fiel ich ins Bett wie der sprichwörtliche Stein. Am nächsten Morgen hämmerte mich ein Bote des Spähtrupps aus dem Schlaf. Dieser hatte einen neuen Stamm von Eingeborenen ausfindig gemacht, sie nannten sich Irokesen unter einem gewissen Logan. Er schien mir nach den Berichten des Boten eher kriegerisch gestimmt zu sein. Wir verbrachten die nächst Zeit mit der Aktualisierung von Karten, während unbemerkt die Baumwolle eintraf und verladen wurde.

    Mir ist immer noch ein Rätsel, was genau ablief, ob sich der Kapitän in die Tochter des Häuptlings verliebt hatte, oder sie sich in ihn, oder ob er vom Häuptling gefangen wurden und sie ihn befreite oder er sich ein Versprechen abpressen ließ, sonst würde die Tochter geopfert … im Endeffekt auch völlig egal warum dieser Tor sich auf die Sache einließ. Jetzt ist er fort, und mit ihm sämtliche Schwarzpulverwaffen und Vorräte. Er hat sie samt und sonders an den Herrscher der steinernen Stadt nord-östlich von uns verkauft, der Erlös und ein Schreiben liegen mir vor. Es wäre zu unser aller Bestem, ich müsse ihm vertrauen …

    Dieses verdammt riesen … von einem … wutschnaubend gebe ich Befehl, mit dem Geld den Bau der Kirche und der Weberei voranzutreiben. Nicht auszudenken, wenn die gerade gebannten Kriminellen davon erfahren, dass wir keine Waffen mehr haben …



    --------------------------------------------------------------------------

    Wow, das richtige Event zum richtigen Zeitpunkt! ... Ich hoffe mir brennt keiner durch, bevor ich ihn beim Werkzeug (Pionier) oder im Arawak-Dorf (erfahrener Fischer) hab

    ... mal ganz ehrlich ... wie ist den hier die Balance? wer nimmt den hier bitte das bisschen Geld (irgendwas zwischen 200 und 300 Gold, wenn man die Jungs ausschlägt)? Es sei denn man ist im Lategame, und man braucht die 2 Ausbildungsbremsen überhaupt nicht ...
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  11. #26
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    Im Originalspiel haben sich Indianer geweigert, Kleinkriminelle auszubilden; das ging nur mit freien Siedlern und verdingten Knechten. Wurde das in Civilization: Colonization oder mit TaC geändert?

  12. #27
    am Bass Avatar von Stöpsel
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    Zitat Zitat von Picard Beitrag anzeigen
    Im Originalspiel haben sich Indianer geweigert, Kleinkriminelle auszubilden; das ging nur mit freien Siedlern und verdingten Knechten. Wurde das in Civilization: Colonization oder mit TaC geändert?
    Ja, im Gegensatz zu Col1 können Kleinkriminelle bei Ureinwohnern ausgebildet werden. Übrigens auch konvertierte Ureinwohner (ich glaube, das ging bei Col1 auch nicht, bin mir aber nicht sicher).


    @Elwood

    Deine Story ist echt toll, sehr unterhaltsam. Ich freue mich auf/über jede Fortsetzung.

  13. #28
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    Zitat Zitat von Stöpsel Beitrag anzeigen
    Ja, im Gegensatz zu Col1 können Kleinkriminelle bei Ureinwohnern ausgebildet werden. Übrigens auch konvertierte Ureinwohner (ich glaube, das ging bei Col1 auch nicht, bin mir aber nicht sicher).


    @Elwood

    Deine Story ist echt toll, sehr unterhaltsam. Ich freue mich auf/über jede Fortsetzung.
    Konvertierte Ureinwohner konnten bei Col1 nicht ausgebildet werden... Gegen Ende waren sie bestenfalls Kanonenfutter...

  14. #29
    hat den Blues Avatar von Elwood
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    Wir sind nicht allein, was einerseits ein großes Glück ist, andererseits das erträumte Paradies endgültig auf die Niederungen der Ebene zurechtstutzt. Ein Glück ist es, da die Arawak des nächsten Küstendorfes uns gerade vor dem Hungertod bewahrt haben. In Buffalo Spring hatte das begierige Ernten der Baumwolle anscheinend den Blick auf das Wesentliche verstellt. Urplötzlich erwiesen sich Scheune Schober und Magen als gähnend leer, an eine erfolgreiche Jagd ohne jegliche Schwarzpulverwaffen war nicht zu denken. Die großen Tiere – Büffel genannt – rennen einem nun nicht gerade gebraten und gesotten auf den Teller, im Gegenteil, wenn sie ihre Kälber gefährdet sehen, können sie einen Trupp geschwächter Kolonisten schneller in das wogende Gras treten als dieser seine primitiven Eigenbauspeere erhebt.



    Ehrlich gesagt wurde die Sache fast kritisch. Unter den Arawaks hatte sich die Sitte breit gemacht, den jagenden Kolonisten in gebührendem Abstand zuzuschauen und unverkennbare Freude an deren Gebarem zu finden. Das wiederum erhitze die Gemüter der darbenden Siedler. Den Einheimischen ist wirklich nichts vorzuwerfen, keine Bösartigkeit oder Gehässigkeit, sondern kindliche Freude und Begeisterung war der Antrieb. Davon konnte sich jeder überzeugen, der in ihre strahlenden, wohlgenährten Gesichter sah. Einige Tage später brachten sie große Mengen Fisch und Wildfrüchte nach Buffalo Spring. Unter den Boten waren einige der gefangenen Halsabschneider, die allerdings kaum wieder zu erkennen waren. Noch ein paar Wochen bei diesem friedlichen Volk, und sie würden wie verwandelt zurückkehren. Ich übermittelte Häuptling Agüeybana meinen aufrichtigen Dank, und versprach ihm, sobald es uns möglich wäre die in seinem Dorf gewünschten Stoffe zu liefern.

    Das Problem mit den Schätzen war gleichfalls behoben. Irgendetwas gefällt mir daran zwar noch immer nicht, dass wir unserer obersten englischen Puderquaste die Hälfte davon in den Allerwertesten schieben mussten, aber das Risiko für unsere Gemeinschaft war einfach zu groß geworden. Die Galeone, die erstaunlich rasch nach ihrer Anforderung vor unserer Küste aufgetaucht war, verdeutlichte zudem allen die unverblendeten Auges die Bordwand hinaufsahen die bestehenden Machtverhältnisse. Dieses schwimmende Kastell hatte eine größere Besatzung als unsere zwei Siedlungen Einwohner und mehr Kanonen hinter den Luken, als wir Schwielen an den Händen, und die Geschütze werden sicher nicht mit Perückenpuder bestückt sein.

    Bald würde die Galeone wieder vor unserer Küste auftauchen, mit unserem Schatzanteil in Form schützenden Waffen, versierten Holzfällern, geschickten Weberinnen und allerhand handelbarem Kleinkram an Bord. Vor allem aber wird sie es unter unserer Flagge!



    Schützende Waffen … damit wären wir in den Niederungen der Ebene. Die letzten Berichte der Scouts hatten ergeben, dass die Liebe europäische Verwandtschaft bereits die nördliche Küste beschmutzt hatte. Peter Stuyvesant hätte seine Migräne lieber hinter den holländischen Deichen pflegen sollen und Mem de Sà war mir unbekannt, aber sichtlich verärgert. Ob der Kapitän diese Misere ausgelöst hatte, oder ob er nur versucht hat, aus ihr Kapital zu schlagen, bleibt ungewiss. Montezuma, dessen südlichste Stadt sich nun unserer Waffen erfreut, besitzt weitere Städte in der Nähe der holländischen und portugiesischen Enklaven. Anscheinend haben sich unsere kontinentalen Vettern innerhalb kürzester Zeit mit dem stolzen Volk überworfen und, als sie auf unsere Späher trafen, eins und eins zusammen gezählt. Unschwer zu erraten, woher die Feuerwaffen der Einheimischen kommen …





    Ein Besuch meiner Männer in einer der weiteren Städte Montezumas fiel zwar nicht übertrieben freundlich aus, wurde aber mit einer beeindruckenden Menge Gold honoriert. Als sie sich später an der Flanke eines Berges umsahen, erblickten sie einen portugiesischen Erkundungstrupp vor den Toren der steinernen Festung … und sein Ende. Schaudernd wanden sie diesen Gefilden den Rücken zu, um weiter nördlich ihr Glück zu versuchen.



    --------------------------------------------------------------------------

    Ok, nun wissen wir, wo die anderen stecken. Uns trennt ein komfortabler Abstand und der liebe Monte hähä … große Klasse! Jetzt muss ich vor allem dafür sorgen, dass Monte Waffen kriegt … Wenn ich im Gegenzug mit den Arawak und den Cherokee auskomme, ist das ein Start nach Maß!
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  15. #30
    hat den Blues Avatar von Elwood
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    Die Fronten verhärten sich. Noch sind das nur düstere Wolken am Horizont, in unseren Siedlungen läuft alles reibungslos, aber wie dieses Vabanquespiel mit Montezuma ausgeht, wage ich nicht vorauszusagen.

    Mit den ersten Novemberstürmen kam im letzten Jahr unsere Galeone über das Meer, den Klobigen Bauch gefüllt mit sovielen Menschen und Waren, dass unsere Karavelle dafür viele Überfahrten gebraucht hätte. Die Gewässer südlich der Landzunge schienen geeigneter zu sein, um das riesige Schiff auf Nummer sicher ankern zu lassen. Holzfäller und Weberinnen entstiegen den ersten Booten und machten sich auf den Weg ins Landesinnere. Es folgten Kisten voller Waren, die wir mit den Indianern zu handeln beabsichtigten.

    Mir ist bis heute nicht wohl dabei, wenn ich daran denke. Diese „Handelsgüter“ bestehen zu großen Teilen aus nutzlosem Tand: Billige Stoffe halbkaputte Eisenwaren und allerlei glitzerndes Glas, mehr ist es nicht. Wir handeln inzwischen regelmäßig mit den zwei nächstliegenden Stämmen, oft aber kaufen wir nur ihre Waren. Um der Einseitigkeit vorzubeugen und ihnen auch etwas zukommen zu lassen, hatte ich darum ersucht, Waren in Europa zu besorgen. Angesichts unserer knappen finanziellen Mittel müssen wir uns wohl noch einige Zeit mit diesem Plunder begnügen. Es ist beschämend, wie freudig uns die Cherokee und die Arawaks die Dinge aus den Händen rissen. Seit dem handeln sie mit uns Silberklumpen zu einem Preis, der jeder Beschreibung spottet.



    In der beginnenden Dämmerung wurden dann die ersten Lafetten über die Bordwand gehievt. Ich war froh, dass sich der größte Teil der Schaulustigen nicht mehr am Strand befand. Mit sehr gemischten Gefühlen betrachtete ich die matt glänzenden Geschütze, die nun langsam an Flaschenzügen in die Beiboote sanken. Penn legte mir stumm die Hand auf die Schulter. Als alle an Land waren und in einer langen düsteren Reihe ihre Mündungen in Richtung des nächtlichen Dschungels reckten, meinte er nur:

    „Wir werden sie nicht brauchen!“

    Ich fragte ihn, warum er dann meinen Plänen, sie in Europa zu kaufen, zugestimmt habe. Er schweigt, dann schiebt er sein schmales Kinn trotzig vor und sagt mit zusammen gebissenen Zähnen:

    „Weil wir sie brauchen werden, wir werden sie aber nicht gebrauchen!“

    Bitterkeit hörte ich in seinen Worten und eine zuvor nie da gewesene Bestimmtheit ließ seine Wangen beben.

    „Verteilt sie rasch, wir brauchen mehr in Buffalo Spring, New Mankind ist durch seine Lage und den Hügel besser geschützt. Deckt sie ab, die Leute sollen nicht nach der Kirche oder der Feldarbeit auf eine Mündung starren müssen.



    und wenn mehr davon nötig sein sollten,“ – er machte eine unbestimmte Geste in Richtung der mittlerweile düsteren Schemen im Sand – „dann will ich das wissen!“

    Er drehte sich um, und ging.



    All das kommt mir nun, Monate später wieder in den Sinn. Neben mir sitzt Mr. Smith, vor uns liegt das gebrochene Siegel von Mem de Sa und seine Botschaft. Vornehm, frostig und drohend fordert er unsere Unterstützung im Krieg gegen Montezuma. Unverholen klingt mit, dass das die erste und letzte Möglichkeit wäre, mit ihm auszukommen. Unsere Waffenlieferungen an Montezuma lasten schwer. Penn warf nach der Morgenandacht einen Blick auf das Schreiben und einen auf mich, der war unmissverständlich …

    „Wenn wir das Angebot abschlagen, ist das Tischtuch zwischen uns und den Portugiesen ein für alle Mal zerschnitte, was die Holländer dazu sagen werden ist nicht ganz klar, allzu grün sind sich die beiden Parteien nun auch nicht. Wenn wir ihnen helfen …“

    … würden sie uns nun auch nicht um den Hals fallen, führte ich Mr. Smiths Gedanken zu Ende. Sehr wohl könnte sich unser Entschluss aber bei den Arawak und den Cherokee herumsprechen, mit vielleicht fatalen Folgen. Hinzu kommt, dass wir rein gar nichts über die Kriegsgründe wissen, vermutlich entspringen sie schlichter Gier nach Land und Gold. Ich schiebe Mr. Smith Tintenfass und Feder zu und fordere ihn auf, für die Portugiesen das hohe Lied von der christlichen Nächstenliebe und eine unzweideutige Absage zu komponieren. Die Sache würde ihren Lauf nehmen, so oder so. Ich kann aber eine große Erleichterung und Zufriedenheit nicht leugnen, die ich mit Blick auf unsere Einigkeit in dieser Frage empfinde.



    --------------------------------------------------------------------------

    Die Sache spitz sich zu, hoffentlich hält Monte durch, und hoffentlich dreht der Portugiese nicht durch ...
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