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Thema: Pflege durch Angehörige

  1. #91
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Danke danke. Vielleicht/vermutlich bin ich gerade innerlich tot aber 95, Omas Abkeben war auch vor zwei Jahren "absehbar" - die Trauer ist qualitativ anders.

    Bitter ist natürlich, dass sie unterm Strich am gebrochenen Herzen starb. Aber irgendwie auch schön, dass solche Bindungen existieren.
    Hallo.

  2. #92
    Registrierter Benutzer Avatar von GoodOldErin
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Danke danke. Vielleicht/vermutlich bin ich gerade innerlich tot aber 95, Omas Abkeben war auch vor zwei Jahren "absehbar" - die Trauer ist qualitativ anders.

    Bitter ist natürlich, dass sie unterm Strich am gebrochenen Herzen starb. Aber irgendwie auch schön, dass solche Bindungen existieren.
    Ja, das gebrochene Herz macht definitiv etwas mit einem. Als mein Opa sehr spontan starb (Herztod auf dem Schreibtischstuhl), ist meine Oma körperlich rasant "verfallen". Sie hat zwar noch ein paar Jahre durchgehalten, aber es ging eindeutig und schnell abwärts mit ihr.

    Als mein Schwiegerpapa auch sehr verfrüht und ziemlich spontan starb (Krebs unbekannter Herkunftsart) und bald darauf auch meine liebe Frau (schwarzer Hautkrebs), konnte das meine Schwiegermutter auch nicht mehr länger verkraften (Ihre erste und große Liebe sowie ihre älteste Tochter) und hat innerhalb von kurzer Zeit zwei verschiedene Krebsarten bekommen.
    Sie kämpft sich aber gerade zurück. Ich hoffe, sie kriegt die Kurve!

    Auch bei mir macht sich das Gefühl breit, dass mein gebrochenes Herz (erste und einzige Liebe) langsam die Oberhand gewinnt.

    Es ist jetzt fast vier Jahre her, aber die letzten zwei Monate, während der ich sie im Krankenhaus in den Tod begleitet habe (Großen Respekt dabei an die meisten, echt tollen Pfleger und Pflegerinnen!!!), werden mir nie aus dem Kopf gehen. Vor allem die markerschütterten Schreie ein paar Tage vor dem Ende, als sie vor Schmerz ihre Sinne (Sie war hochintelligent) nicht mehr beisammen hatte und nach ihrer Mutter schrie - bestimmt ein Urinstinkt.

    Es nagt alles an und in mir. Ich hoffe nicht, dass es auch bei mir dadurch zu Krebs kommt, der mich von innen auffrisst. Aber irgendwie befürchte ich derzeit genau das.

    Das waren meine persönlichen Gedanken zu dem Thema. Mein Beileid auch an dich, Baldri.

  3. #93
    Vulvarine Avatar von Tohuwabohu
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    Auch von meiner Seite aus ein herzliches Beileid.

  4. #94
    Registrierter Benutzer Avatar von drdope
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    Nochmal mein Beileid, viel Kraft und alles Gute!

    Ich mach mal eine andere Perspektive auf:

    95 ist ein respektables Alter.
    Das erreichen nur wenige... dafür allein könnte man schon dankbar sein.

    Wie definiert man menschliches Leben?
    Ich würde menschliches Leben - aus meiner Perspektive (die keinerlei Allgemeingültigkeit hat), immer als (eingeschränkt = individuelle Rahmenbedingungen) freien Gestaltungsraum der eigenen Existenz definieren.
    Wenn dieser Gestaltungsraum sukzessiv kleiner wird (eingeschränkt durch Krankheiten/Mobilität/Demenz -> häusliche Versorgung nicht mehr möglich, landet man in einem Grenzbereich zwischen Leben und nur noch existieren).
    Für mich wäre ein reines existieren (Stoffwechsel/Homöostase) keine hinreichende Bedingung, um weiter leben zu wollen.

    Evtl. gibt es auch auch Überdosis an Kacke, die Mensch im Leben verkraftet, bevor es genug ist.

    Aus privater und beruflicher Erfahrung kann ich sagen -> wir tragen alle idR still und leise unser kontinuierlich wachsendes Paket an Kacke mit uns rum, aber kaum jemand spricht darüber.
    Evtl. ist das nicht so gut...
    Deshalb find' ich deine Herangehensweise hier offen drüber zu schreiben sehr mutig und hochgradig konstruktiv.

    Wenn ich beruflich Patienten-/Angehörigengespräche in existentiellen Ausnahmesituationen beginne, sage ich immer:
    Es gibt kein richtigen und kein falschen Weg mit der Situation umzugehen.
    Mach(t) das so, wie es sich für dich/euch richtig anfühlt und sprecht darüber.

    Offen Schwäche/Hilflosigkeit/situative Überforderung zu zeigen ist in unserer kapitalistischen Ellenbogengesellschaft eher verpönnt,
    aber genau das ist es imho, was Menschlichkeit/Mensch seien definiert.
    Das macht solche Situationen so schwierig -> wir haben nicht gelernt (oder verlernt?), damit umzugehen, obwohl es historisch das normalste der Welt war und ist, seine Großeltern, Eltern und Kinder (seltener geworden) beerdigen zu müssen.

  5. #95
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Ja, es war bis auf Gespräche mehr ein hinvegetieren wenn niemand da war. Oder Schlaf. Herrje.

    Wir trauern alle auf unsere Weise. Jup. m konkreten Fall aber habe ich festgestellt, dass es mir ein Bedürfnis ist mich Unbeteiligten viel und oft mitzuteilen. Das hat mich überrascht weil ich das auch nicht so wahrnehme. Es fühlt sich aber richtig an. Muss alles raus.

    Das Forum ist zwar nicht so niedrigschwellig wir ein Taxifahrer der mir erwiderte er hätte mit 20 seine Mutter verloren. Dirse Relativierung half etwas. Aber ... Naja ich mache das hedenfalls nicht nur hier. Die Frau die Mutters Hornhaut wollte (Spende) habe ich auch bissl erzählt. Zum Beispiel.

    Letzens wollte ich Muttern anrufen. Dann vermisste ich sie als Person. Gerade habe ich ihr Telefon gecheckt. Da ging mir ein Kontakt durch die Lappen. Der hat vor zwei Wochen gefragt, ob alles okay sei.

    Das "interessante" ist, das Trauerfall + Trauerfall nicht gleich doppelte Trauer ist. Das potenziert sich. Und das ist gut so. Das hilft sich irgendwie gegenseitig. Aber es steht sich gefühlt auch im Weg. Trauer um Oma führt zu Trauer um Mama. Und umgekehrt. Und dann bin ich ... hmmm ... traurig(?) weil ich gerade noch um den anderen getrauert habe. Es ist kompliziert. Da blitzen leider ungewollte und völlig unnötige Schuldgefühle auf. Weil ja eigentlich der andere gerade dran war.

    Und irgendwie möchte ich das Erlebnis auch "auskosten". Weil auch das Leben ist. Es ist ein einmaliges Erlebnis. Ich muss nur aufpassen mich nicht darin zu suhlen. Oder mich zu sehr an Erinnerung festhalte aus Angst sie zu vergessen.
    Hallo.

  6. #96
    Infrarot Avatar von Der Kantelberg
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    Zitat Zitat von Baldri Beitrag anzeigen
    Ja, es war bis auf Gespräche mehr ein hinvegetieren wenn niemand da war. Oder Schlaf. Herrje.
    Menschen, die im Hospiz arbeiten, sagen, genau so laufen Sterbeprozesse ab.
    Die Macht des Verstandes ... sie wird auch im Fluge dich tragen - Otto Lilienthal

    Schweinepriester: Ihr habt euch alle eine Fazialpalmierung verdient.


  7. #97
    Europäer Avatar von Radyserb
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    Baldri, mein Beileid zum doppelten Verlust.

    Dein Vater lebt auch nicht mehr?

  8. #98
    Blue Heeler Genießer Avatar von Baldri
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    Nö aber der war eh lieber bei seiner geheimen Zweitfamilie.

    Danke.
    Hallo.

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